Netzwerk gegen häusliche Gewalt: Jede dritte Frau betroffen

von


Das neue Netzwerk gegen Gewalt ist groß. Etliche Beteiligte sind mit dabei.
Fotos: Alexander Panknin
Das neue Netzwerk gegen Gewalt ist groß. Etliche Beteiligte sind mit dabei. Fotos: Alexander Panknin

Braunschweig. Am heutigen Mittwoch machten sie es offiziell: Die über 50 Beteiligten des neuen Prävenionsnetzwerkes iKOST. Es handelt sich dabei um die neu gegründete "interdisziplinäre Koordinationsstelle Häusliche Gewalt". Nach der Landeshauptstadt Hannover stellt die Region Braunschweig das erste Netzwerk dieser Art in Niedersachsen.


"Häusliche Gewalt ist nichts Privates. Es ist etwas, das alle angeht!"


Vorgestellt wurde das Projekt, welches als Abkommen der Beteiligten zu einer gemeinsamen Arbeit in dem Bereich verstanden werden kann, in der Dienststelle der Polizeidirektion Braunschweig. Die Teilnehmerliste besteht aus etlichen sozialen Einrichtungen und bildet eine enge Schnittstelle zwischenPolizei, Justiz und Organisationen.



In seinem Grußwort stellte der Braunschweiger Polizeichef Michael Pientka das Projekt aus insgesamt über 100 Personen vor. Neben Hannover sei die Region damit die erste, die ein so großes Netzwerk auf die Beine stellen würde, darunter die drei großen Städte und die Landkreise.

Den neue Zusammenschluss, der heute mit einer gemeinsamen Unterzeichnung besiegelt wurde, nennt Pientka einen Meilenstein. Vermutlich der Größte seit dem Bericht der Gewaltkommission, den die Bundesregierung in den 90er Jahren veröffentlichte.

Erschreckende Zahlen


 Prof. Dr. Ute Ingrid Haas, Landespräventionsrat Niedersachsen / Ostfalia Wolfenbüttel
Prof. Dr. Ute Ingrid Haas, Landespräventionsrat Niedersachsen / Ostfalia Wolfenbüttel Foto: Alexander Panknin



Laut der Gewaltstudie des Bundesministeriums für Familie seien 25 Prozent aller Frauen in Deutschland bereits Opfer häuslicher Gewalt geworden, so berichtete Prof. Dr. Ute Ingrid Hass vom Landespräventionsrat Niedersachsen. Sind Kinder in den Familien, würdendiese oft mit leiden oder selbst direkt betroffen sein. Erweitert man den Blick über die Landesgrenzen, liefert eine neuere Studie derAgentur der Europäischen Union für Grundrechte noch drastischere Zahlen. Demnach habe jede dritte Frau seit ihrem 15. Lebensjahr bereits häusliche Gewalt erfahren müssen. Ein Fünftel habe bereits Stalking erlebt, jede zweite Frau sei Opfer sexualisierter Gewalt geworden.


Das Problem, gegen das besonders die Polizei ankämpfen würde, sei das große Dunkelfeld in dem sich unzählige, unentdeckte Taten abspielen. Doch die präventiven Bemühungen der vergangenen Jahre hätten zumindest eine größere Anzeigebereitschaft zufolge.Die Tabuisierung sei gebrochen, das "Thema ist endlich zu einem Thema geworden". Mehr Fälle rücken so ins Hellfeld und würden auch juristische Beachtung finden.

Ziele der iKOST




Auch Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth begrüßte zum Termin das Netzwerk. Es sei eine "beeindruckende Zahl an Beteiligten". Er lobte die vielen Menschen, die sich bereits für das Thema seit Jahren engagiert haben, man sei hier kommunal bereits sehr gut aufgestellt. Doch sei es die Absprache über Stadtgrenzen hinaus, die dieses Projekt so besonders machen würde.

Familienangelegenheiten machen nicht vor Stadtgrenzen halt, so könne es nur dann zum Erfolg führen, wenn alle Beteiligten sich austauschen und Fälle gemeinsam, im Netzwerk, verfolgen - man eine gemeinsame Handlungsstrategie hat.

 Die Oberbürgermeister Klaus Mohrs und Ulrich Markurth und Polizeichef Michael Pientka.
Die Oberbürgermeister Klaus Mohrs und Ulrich Markurth und Polizeichef Michael Pientka. Foto:




mehr News aus der Region