Flüchtlinge halten sich mit Boxtraining fit


Mohammad Ghalandari (rote Hose) und Muslin Hussini machen mit bei "Fit durch Boxtraining". Hier muss ein Medizinball die Schläge einstecken. Foto: DRK
Mohammad Ghalandari (rote Hose) und Muslin Hussini machen mit bei "Fit durch Boxtraining". Hier muss ein Medizinball die Schläge einstecken. Foto: DRK | Foto: DRK



Wolfenbüttel. Zwei lange Reihen aus bunten Hula-Hoop-Reifen liegen versetzt – fast so wie die Olympischen Ringe – auf dem Boden der Turnhalle der Wilhelm-Raabe-Schule in Wolfenbüttel.

Die Sportler sollen seitlich im Zickzack durch die Ringe trippeln. Dabei wird schnelle und präzise Beinarbeit trainiert. "Fit durch Boxtraining" heißt das Angebot des Box- und Athletik-Clubs (BAC), zu dem an diesem Abend gut 20 Sportler gekommen sind. Unter ihnen sind Mohammad Ghalandari (17) und Muslin Hussini (16), zwei junge Männer, die bis vor kurzem in der DRK-Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Wolfenbüttel lebten. "Sie sind, wie man sich Jungs wünscht", sagt BAC-Präsident und Boxtrainer Ulrich Hackbarth. "Die beiden wollen mitmachen, zeigen Einsatz und können sich bewegen." Hackbarth habe die beiden Talente vor wenigen Monaten in der Einrichtung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) "aufgespürt". Das Duo trainiert fast täglich: dreimal die Woche bei "Fit durch Boxtraining" und zweimal steht das typische Training mit Boxsack und im Boxring an.

Ghalandari und Hussini sind seit fünf Monaten in Deutschland und gleich in den Sport eingestiegen. Beide haben auch schon gewisse Vorerfahrungen gesammelt. So hat sich Hussini bereits als Ringer versucht, und Ghalandari hat Wǔshù, eine chinesische Kampfkunst, als Flüchtling im Iran betrieben. Beide stammen aus dem Nachbarland Afghanistan. Die gemeinsame Flucht dauerte einen Monat. Mal waren sie zu Fuß, mal mit dem Boot oder dem Zug unterwegs. "Wir haben oft im Wald geschlafen", erinnert sich der 17-jährige Ghalandari. In der Einrichtung des DRK Wolfenbüttels für unbegleitete Flüchtlinge wohnten sie - wie alle Minderjährige - drei Monate. "Innerhalb dieser Zeit wird ein sogenanntes Clearing gemacht, um herauszufinden, ob sie weiterhin eine 24-Stunden-Betreuung benötigen", erklärt Frederica Eichler, Koordinatorin der DRK-Flüchtlingshilfe. Mittlerweile leben die beiden in einer kleinen WG in Remlingen. Großen Luxus gebe es dort nicht, weiß Hackbarth, aber es sei sauber und ordentlich. Er hat das Duo richtig ins Herz geschlossen. "Ich hatte schon gehört, dass sie weg aus Wolfenbüttel müssen. Dann hätte ich sie zu mir geholt", sagt er voller Überzeugung.

Wenn seine beiden Schützlinge nicht gerade trainieren, besuchen sie Deutschkurse. "Ihr Deutsch ist in den wenigen Monaten deutlich besser geworden", berichtet Trainer Hackbarth. Es gebe schon einen Unterschied zu anderen Flüchtlingen, die sich nicht so wie die beiden am Vereinsleben beteiligen und dabei ihre Sprachkenntnisse nicht so gut vertiefen können. Tatsächlich bitten Ghalandari und Hussini im Gespräch darum, mit ihnen auf Deutsch zu reden. „Das Verstehen klappt besser als das Sprechen“, merkt der 16-jährige Hussini an. Und das hilft den beiden auch bei "Fit durch Boxtraining", um die Anweisungen der insgesamt drei Trainer zu verstehen.


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