Jüdisches Leben in Bad Harzburg: Buchvorstellung


Die alten Arkaden am Burgberg, heute überbaut durch die Bundesstraße 4, nachdem der Kurpark in Richtung Radau verschoben wurde, historische Postkarte, Foto: Hersteller
Die alten Arkaden am Burgberg, heute überbaut durch die Bundesstraße 4, nachdem der Kurpark in Richtung Radau verschoben wurde, historische Postkarte, Foto: Hersteller



Braunschweig. Braunschweig - Wolfenbüttel - Bad Harzburg. Die Erforschung der engen Verbindung zwischen dem Aufstieg der Stadt Bad Harzburg als Kur- und Badeort seit der letzten Dekade des 19. Jahrhundert und dem jüdischen Leben in der Stadt bildet den hintergründigen Leitfaden in Markus Webers historischer Erzählung. Dass und wie diese Verbindung im Zuge der Ausgrenzungs-, Verfolgungs-, und Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten seit 1933 zerrissen wird, steht im Fokus der vorliegenden Untersuchung.

Antisemitische Anfeindungen und Diskriminierungen waren immer Bestandteil jüdischen Lebens. Diese wurden nicht widerspruchslos in Wort und Tat hingenommen, auch nicht von Teilen der städtischen Bevölkerung. Dies nicht nur, weil die jüdischen Gäste einen wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Stadt darstellten und man sie nicht vergraulen wollte, sondern auch, weil sich so etwas wie eine Assimilation von Lebensstilen entwickelte. Bemerkenswert und äußerst fruchtbar ist die Herangehensweise des Autors an sein wahrlich nicht leicht zu bearbeitendes Thema, seine Methode. Markus Weber widmet sich akribisch und detailkonzentriert der Erforschung von Lebenslinien und Schicksalen jüdischer Bürgerinnen und Bürger, die in der Stadt lebten, arbeiteten und Geschäfte machten, und derjenigen, die hierher zur Erholung, Genesung, Entspannung kamen. Er sucht mit der Lupe und präsentiert genaue Porträts und Biografien. Er widmet sich kleinteilig erscheinenden Feinheiten in Lebensläufen und Handlungen. Doch es gelingt ihm, diese Mosaiksteinchen, wie er sagt, zu einem Geschichtsbild zu komponieren, das die politische Entwicklung hin zum rassistischen Vernichtungsantisemitismus scharf konturiert.

Die hier abgedruckten Dokumente und Bilder geben Auskunft von einem jüdischen Leben in der Stadt, das nicht nur vergangen ist, sondern dessen Zeugnisse im Stadtbild weitestgehend verschwunden sind. Die Bildelemente bilden somit einen einzigartigen Fundus überlieferter jüdischer Vergangenheit. Das Buch stellt den Ort seiner Präsentation dar. Diese erforderte eine aufwändige Gestaltung des Bandes, deren erhebliche Kosten durch großzügige finanzielle Unterstützung von Stiftungen und Einzelpersonen und durch eine fruchtbare Herausgeberzusammenarbeit zwischen Spurensuche Harzregion e.V., dessen Mitglied Markus Weber ist, und dem Braunschweigischen Geschichtsverein aufgebracht werden konnten.

Markus Weber: „Das ist Deutschland und es gehört uns allen" Juden zwischen Akzeptanz und Verfolgung im Kurort Bad Harzburg, Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Landesgeschichte, Band 51, herausgegeben vom Braunschweigischen Geschichtsverein und als Band 6 der Spuren Harzer Zeitgeschichte herausgegeben von Spurensuche Harzregion e.V., Braunschweig 2016, appelhans Verlag, Braunschweig, 288 Seiten, Preis 19,80 Euro

Buchvorstellung am Mittwoch, 24. August 17.00 Uhr im Plumbohms, Herzog-Wilhelm Straße 97, Bad Harzburg


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