Steuerhinterziehung: Pizzeria-Wirt zu Geldstrafe verurteilt


Ein Pizzeria-Wirt aus Goslar hat jahrelang das Finanzamt betrogen. Nun wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt. Symbolfoto:
Ein Pizzeria-Wirt aus Goslar hat jahrelang das Finanzamt betrogen. Nun wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt. Symbolfoto: | Foto: Sina Rühland

Braunschweig. Cosimo C. (57) könnte ein glücklicher Mann sein: Er hat eine treue Ehefrau, zwei fast erwachsene Töchter, ein Dutzend loyale Angestellte und eine gutgehende Pizzeria in Goslar. Doch leider, so beteuerte er, hatte er den falschen Steuerberater. Das brachte ihn jetzt auf die Anklagebank im Amtsgericht Braunschweig.


Von: Klaus Knodt

Steuerbetrug in drei Fällen warf ihm die Staatsanwaltschaft vor. Mehrere Jahre hintereinander soll er zu niedrige Umsätze beim Finanzamt angegeben und so 154.819 Euro Steuern hinterzogen haben. Da half es auch nichts, dass das Ristorante mal ihm, mal einer UG und Co. KG und mal seiner Frau gehörte. Steuerfahnder waren nach einer Prüfung stutzig geworden und hatten das Lokal durchsucht. Sie fanden Erstaunliches: Im Kassensystem waren über die Jahre 3,7 Millionen Euro storniert und 230.000 Euro Einnahmen korrigiert worden. Richterin Gille: „Das Kassenbuch stimmte auch nicht mit der Kasse überein. Und trotz Auflage der Behörden haben Sie die Kassenjournale (Bon-Kopien für die Buchhaltung) nicht aufbewahrt.“

Kasse war „ein bisschen kaputt“


Cosimo C. versuchte, das alles zu erklären: „Die Stornos kamen laufend vor, wenn im Betrieb viel los war. Das Display an der Kasse war so klein, da haben sich die Angestellten laufend vertippt.“ So seien aus 21,90 Euro Einnahmen schon mal 2190 Euro geworden. Und die Kassenjournale konnte er nicht aufheben, weil „die Kasse ein bisschen kaputt war. Außerdem wurde sie nur von Angestellten bedient.“

Sein Anwalt, Rembert Kübel-Heising, legte nach: „Das Finanzamt hat dann die Umsatzzahlen anhand des Wareneinkaufs geschätzt und einen Preisaufschlag von 275 Prozent angenommen. Das ist aber viel zu hoch. Dann hätte ein Filetsteak 56 Euro kosten müssen und ein Teller Gambas 30,39 Euro.“ Dass der Getränkeumsatz auf deutlich höhere Gästezahlen schließen ließ, erklärte er so: „Mein Mandant hatte 12 Mitarbeiter, die auch ihr Bierchen getrunken haben.“

Staatsanwalt wurden Ausreden zu dumm


Dem Vertreter der Staatsanwaltschaft wurden diese Ausreden zu dumm und er fuhr scharf dazwischen: „Ich bin 31 Jahren im Dienst und habe zugunsten des Angeklagten alles Mögliche berücksichtigt. Sie haben trotz Auflage Ihre Belege nicht aufbewahrt und kommen deshalb hier nie mit einem Freispruch raus. Und ich gehe in diesem Fall durch jede Instanz. Die Zahlen des Finanzamts beruhen nicht auf einer Schätzung, sondern auf nachvollziehbaren Kalkulationen.“

Steuerfahnder suchten Yacht in Italien


Richterin Gille ordnete eine Verhandlungspause an und bat Anklage und Verteidigung zum Rechtsgespräch hinter verschlossenen Türen. Auf dem Flur versicherte derweil Cosimo C. treuherzig: „Alles nur, weil mein Steuerberater Termine verschlampt hat. Die Fahnder vom Finanzamt waren sogar in Italien und haben dort nach einer Yacht von mir gesucht. Aber nichts gefunden. Ich habe gar keine Yacht.“

Nach 30 Minuten hatten sich die Rechtsvertreter auf einen Deal geeinigt und Cosimo C. über seine geringen Chancen auf einen Freispruch aufgeklärt. Er gestand, bereute, und kam mit einer Geldstrafe von 13.500 Euro davon. Die 154.000 Euro Steuerschulden, die sogar zu einer Zwangshypothek auf sein Haus führten, muss er nachzahlen. Trotzig kündigte er an: „Ich verklage den Steuerberater und hole mir das Geld wieder“.


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